Appetitlosigkeit entgegenwirken

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Nachlassender Appetit trifft viele Senioren. Doch mit ein paar Tipps und Tricks könnt Ihr dem ein bisschen entgegenwirken.

Achtung Abwärtsspirale

Es mutet ja schon ein wenig unfair an: In der Lebensmitte schmeckt es vielen noch so richtig gut, man sollte ein bisschen auf sein Gewicht achten, denn zu gehaltvolle und umfangreiche Mahlzeiten gehen sonst schnell mit unerwünschten Kilos einher. Senioren dagegen, insbesondere hochbetagte, dürften eigentlich ordentlich zulangen beim Essen, damit sie einerseits nicht vom Fleisch fallen und andererseits gut mit allen Nährstoffen versorgt sind. Vielen schmeckt es aber im hohen Alter gar nicht mehr so gut und die Lust am Essen geht langsam verloren.

Es ist ganz normal, dass alte und vor allem hochbetagte Menschen nicht mehr so viel und auch gar nicht mehr so gerne essen. Zunehmende Appetitlosigkeit bei Senioren kann die unterschiedlichsten Gründe haben, angefangen von Problemen mit dem Zahnersatz über Schluckbeschwerden bis hin zu nachlassendem Geschmacks- und Geruchssinn – um nur einige zu nennen.

Risiko für Mangelernährung steigt ab 80

Im Extremfall kann es sogar so weit kommen, dass alte Menschen in einen Teufelskreis und in die Mangelernährung geraten. Im Alter kann schon eine leichte Unterversorgung zu allgemeiner Schwäche und Verwirrung führen. Unter Umständen droht eine Abwärtsspirale. Denn wenn die Betroffenen dann auch mal einfach vergessen, zu essen und zu trinken, kann das die Befindlichkeit weiter und weiter verschlimmern. Besonders gefährdet sind Senioren jenseits der 80.

Je älter und gebrechlicher Senioren werden, desto höher ist das Risiko für eine Unterversorgung oder sogar Mangelernährung. Kommen noch Krankheiten hinzu, steigt es noch weiter. Du solltest die Lage daher regelmäßig beobachten. Vielleicht bietet es sich an, auch immer mal wieder nebenbei zu fragen, was so auf den Teller kommt und was die Waage sagt. Und je früher Du eingreifst, desto besser.

Sinkender Energiebedarf

Schon ab Anfang 30 beginnt der Körper langsam, aber sicher, zu altern, also abzubauen. Aus diesem Grund sinkt der durchschnittliche Energiebedarf mit dem Alter. Bei Hochrechnungen, wer wie viel Energie benötigt, wird der Bedarf an Kalorien bis zum Alter von 33 Jahren mit 100 Prozent angesetzt. Zwischen 33 und 55 werden rund 10 Prozent abgezogen. Von 55 bis 75 sinkt der Kalorienbedarf nochmals um 15 Prozent und im hohen Alter jenseits der 75 um weitere 10 Prozent. Daher benötigen ältere Menschen deutlich weniger Kalorien als jene in der Lebensmitte. Dennoch fällt es vielen Älteren schlicht schwer, ausgewogen und vor allem ausreichend zu essen.

Gut zu wissen: Der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen sinkt nicht so stark wie der Bedarf an Kalorien. Weiter unten kannst Du erfahren, welche Nährstoffe besonders kritisch sind und worauf Ihr achten könnt, um eine möglichst gute Versorgung zu erreichen.

Ursachen

Von tatsächlichen Mangelerscheinungen sind vor allem Hochbetagte bedroht, die 80 Jahre und älter sind und stetig abbauen. Jüngere Senioren sind heutzutage häufig noch sehr fit, versorgen sich selbst – und das gelingt den meisten durchaus gut. Wenn Senioren es nicht mehr schaffen, ihren Energiebedarf zu decken oder sogar eine Mangelernährung droht, sind die Gründe dafür vielfältig. Häufig kommen mehrere zusammen:

  • Durch nachlassenden Geschmacks- und Geruchssinn bereitet Essen weniger Genuss. Es wird schwieriger, Speisen zu finden, die als wirklich lecker empfunden werden.
  • Hochbetagte verlieren ihr Hungergefühl oder auch ihr Zeitempfinden, was regelmäßige Mahlzeiten erschwert.
  • Wenn Senioren nicht mehr richtig sehen können, werden Speisen weniger ansprechend. Das Auge isst schließlich mit.
  • Fehlende Zähne oder nicht-optimaler Zahnersatz können Beschwerden beim Kauen mit sich bringen und so das Essen erschweren.
  • Viele Hochbetagte klagen über Schluckbeschwerden.
  • Es gibt unterschiedliche Krankheiten, die rein körperlich die reibungslose Nahrungsaufnahme beeinträchtigen können, darunter Parkinson oder Einschränkungen der Feinmotorik, etwa nach einem Schlaganfall. Oder die körperliche Fitness lässt insgesamt einfach nach. Wer sich nur noch mühevoll bewegen kann, hat auch Schwierigkeiten, seine Mahlzeiten zuzubereiten und zu sich zu nehmen.
  • Auch der Abbau geistiger Leistungsfähigkeit kann eine Rolle spielen. Demenz-Erkrankungen wie Alzheimer können dazu führen, dass das Essen einfach vergessen wird. Mit fortschreitender Demenz sind Betroffene darüber hinaus mitunter nicht mehr in der Lage, ihre Vorlieben und Abneigungen zu äußern. Im schlimmsten Fall erkennen Betroffene Speisen gar nicht mehr als solche oder essen nicht-essbare Dinge.
  • Verdauungs- beziehungsweise Verwertungsstörungen können die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen.
  • Ebenso können Einsamkeit, Depressionen, niedergeschlagene Stimmung und Antriebslosigkeit auf den Appetit schlagen.
  • Manche Medikamente hemmen den Appetit oder beeinträchtigen den Speichelfluss. Andere vermindern die Aufnahme von Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen.

Gut zu wissen: Wenn Dein zu pflegender Angehöriger in nur drei Monaten mehr als drei Kilogramm Gewicht verliert oder innerhalb von sechs Monaten 10 Prozent seines Körpergewichts, könnte eine Mangelernährung drohen. Mögliche Anzeichen neben dem Gewichtsverlust können Verwirrung sein, erhöhte Infektanfälligkeit, beeinträchtigte Wundheilung, sehr trockene Haut, Schwäche und Sturzgefahr sowie Verstopfung.

Speiseplan mit Küchentricks

Ein ausgewogener und reichhaltiger Speiseplan hilft Senioren, nicht so schnell in eine Abwärtsspirale zu geraten. Wenn Dein zu pflegender Angehöriger nicht mehr selbst dazu in der Lage ist, solltest Du Acht geben, dass er gut versorgt ist. Besonders hilfreich ist es, Lebensmittel zu finden, die ihm schlicht und ergreifend gut schmecken. Häufig bevorzugen Senioren eine klassische, deftige Küche – eben typische Hausmannskost. Außerdem wichtig: ausreichend Abwechslung und Qualität statt Quantität.

Wenn Du – hin und wieder oder sogar regelmäßig – für Deinen Angehörigen kochst, darfst Du durchaus ein wenig tricksen, um der Appetitlosigkeit ein Schnippchen zu schlagen. Ein paar einfache Kniffe können helfen, mehr Kalorien zu sich zu nehmen:

  • Soßen, Suppen, Gemüse oder Aufläufe kannst Du zum Beispiel mit Sahne, Creme fraiche oder einem Stich Butter anreichern und gehaltvoller machen.
  • Süßes wie Obstkuchen oder Milchreis kannst Du ebenso wie Obst pur mit Honig oder ein paar Löffel Sahnejoghurt aufpeppen. Sofern sie keine Probleme beim Kauen bereiten, können feingehackte Nüsse oder Mandeln ebenfalls zusätzliche Kalorien liefern. Auch ein wenig Schokolade oder Trockenfrüchte eignen sich als Zwischenmahlzeit.
  • Greif bei Milchprodukten immer zu den fettreichen Varianten.
  • Manche Lebensmittel, insbesondere Küchenkräuter und Gewürze, haben eine appetitanregende Wirkung. Dazu gehören etwa Kümmel und Anis, Basilikum, Dill, Majoran, Oregano und Rosmarin. Würze damit ruhig stärker als für Dich selbst, wenn Dein Angehöriger das Kraut grundsätzlich mag.
  • Ein zu voll gehäufter Teller könnte Deinen zu pflegenden Angehörigen eher frustrieren als zum Essen motivieren. Plant, wenn irgendwie möglich, lieber fünf oder sechs Mahlzeiten in kleineren Portionen am Tag ein, mindestens eine davon warm.
  • Bring Farbe ins Spiel, denn das Auge isst mit. Das gilt sowohl für die Speisen selbst, als auch für die Umgebung. Auch buntes Geschirr oder eine hübsche Tischdekoration kann den Appetit stimulieren.
  • Plastikteller und Schnabeltasse mögen zwar stabil und praktisch sein, wirken aber weniger einladend als echtes Geschirr. Sofern es keine triftigen Gründe dagegen gibt, sollten Porzellanteller und Gläser Vorrang haben.
  • Nicht zuletzt kann Geselligkeit ein wahres Wundermittel sein. In netter Runde speist Dein Angehöriger vermutlich lieber als alleine. Vielleicht lässt sich häufiger mal ein Freund oder eine Nachbarin zum Essen einladen?

Gut zu wissen: Auch ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft kann vor dem Essen den Appetit anregen.

Kritische Nährstoffe

Es gibt einige Nährstoffen, bei denen die Situation besonders kritisch ist. Vor allem die Versorgungslage mit Vitamin D gilt als extrem schlecht – grundsätzlich in der Bevölkerung und im Besonderen bei Senioren. Auch die Versorgung mit Vitamin B12 und Folsäure gilt als nicht-optimal. Bei der Bestimmung der Werte können Arztpraxis oder Apotheke helfen und gegebenenfalls zu spezifischen Nahrungsergänzungen raten. Gleiches gilt für alle anderen Vitamine und Mineralstoffe, bei denen der Verdacht auf einen Mangel besteht.

Gut zu wissen: Senioren sollten nicht einfach ohne Absprache Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Denn viel hilft nicht immer viel. In hohen Dosen können Ergänzungsmittel sogar die Wirkung von Medikamenten verändern – teils wirken sie stärker, teils weniger oder gar nicht mehr. Eine Nahrungsergänzung sollte daher immer ärztlich abgesprochen werden.

Auch die Eiweißzufuhr ist bei alten Menschen häufig zu gering. Daher sind proteinreiche Nahrungsmittel besonders zu empfehlen, wie beispielsweise Ei, Milchprodukte, Fleisch sowie Fisch. Auch pflanzliche Nahrungsmittel wie Weizenkeime, Mandeln, Kürbiskerne, Hülsenfrüchte und Tofu sind reich an Eiweiß und enthalten weitere wichtige Mineralstoffe.

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